1. Passionsspieljahr 1932

Die Kirchschlager Passionsspiele wurden im Jahre 1932 vom damaligen Pfarrer Franz Füssl (1904–1990) unter Mithilfe des damaligen Kaplans Lothar Kodeischka (1905–1994) begonnen. ln der Weltwirtschaftskrise, der Arbeitslosigkeit, der Not, dem Partei­enstreit und der inneren Zerrissenheit der Menschen in dieser Zeit fand er die GrundIa­ge seiner ldee.
Mit Burschen des „Katholischen Reichsbundes“ baute er mit vielen freiwilligen Helfern im Frühjahr 1932 aus dem alten Pfarrhofstadel unter Anleitung des Bürgermeisters von Kirchschlag Baumeister Johann Kaltenegger und unter Mitarbeit des Kirchschlager Zim­merermeisters Richard Handler sowie des Malermeisters Adalbert Gall das erste Passi­onsspielhaus für 300–400 Besucher. Für den Entwurf der Kulissen gewann man den damaligen Bühneninspektor Rudolf Lisatz vom Burgtheater Wien.
Am 19. Juni 1932 erfolgten die Einweihung des Hauses durch den Wiener Kapitelvikar Weihbischof Dr. Franz Kamprath und die 1. Aufführung des Spieles vor Ehrengästen, dem Gemeinderat, Pressevertretern und der Bevölkerung.
Die Rollen wurden durchwegs von Laiendarstellern aus der männlichen und weibIichen Jugend der Pfarre gespielt, wobei alle mit viel ldealismus und Eifer am Werk waren. Alle Mitwirkenden (Spieler, Chor und Organisatoren) stellten sich unentgeltlich zur Verfü­gung. Sie wollten dem gehetzten und suchenden Menschen die Besinnung möglich ma­chen und die Suche nach Gott und der Wahrheit erleichtern.
Der Passionsspieltext, der sich eng an die Worte der Hl. Schrift hält, stammt von Hofrat Prof. Dr. Josef Neumair (1877–1960), einem gebürtigen Südtiroler, der damals Direktor der Lehrerbildungsanstalt in Wien war.
Die Musik wurde von Reg.Rat Prof. Vinzenz Goller (1873–1953), der damals richtung­weisend für die Kirchenmusik war, nach alten Volksweisen geschaffen. Es sang ein Chor mit Orgelbegleitung, zeitweise unterstützt von einem Bläserquartett.

Pfarrer: Franz Füssl, Kaplan Lothar Kodeischka
Christus: Josef Pürrer (Schallabauern-Sohn, Stang)
Text: Hofrat Prof. Dr. Josef Neumair
Gesamtleitung: Pfarrer Franz Füssl
Musikalische  Leitung: Kaplan Lothar Kodeischka (sang selbst mit und spielte die Orgel)
Aufführungen: 20; von 19.06. bis 28.08.1932; 8000 Besucher
Mitwirkende: ca. 150 Jugendliche (der älteste war 26)