Das Torstüberl

Gegenüber dem Brückentor befand sich am anderen Ufer des Zöbernbaches das Torstüberl. Ein Gemeindewächter versah darin seinen Dienst. Nach der Sperrung des Brückentores in der Nacht hatte er die Aufgabe, das Brückentor etwa für verspätete Heimkehrende zu öffnen. Als schließlich im Jahre 1860 das Brückentor abgerissen wurde, ließ man das Torstüberl für die Aufbewahrung von Werkzeugen und Geräte stehen.
Eine Begebenheit im Zusammenhang mit dem Torstüberl sei hier erwähnt: Am 17. Februar 1687 kamen drei Reiter vom oberrheinischen Springlichen Regiment, welche in St. Martin in Ungarn ihr Quartier hatten, um in Kirchschlag Hafer zu beschaffen. Von 12 bis 15 Uhr hielten sie sich im Gemeindewirtshaus auf, wo sie so viel Wein tranken, dass sie letztendlich sehr betrunken waren. Anschließend stiegen sie auf die Pferde und verlangten nach einer Person, die sie nach St. Martin begleiten sollte. Auf der Brücke beim Tor begegneten sie dem Marktrichter und dem Schulmeister und wollten auch von ihnen einen Führer nach St. Martin. Als der Marktrichter sagte, der Führer werde gleich kommen, zog einer der drei Reiter die Pistole und wollte auf den Marktrichter schießen. Dieser floh in den Kirchhof und von da in die Kirche. Der Schulmeister aber konnte nicht mehr weiter und flüchtete in das bei der Brücke stehende Torstüberl. Der Reiter schoss durch das Fenster in das Häuschen hinein und traf den darin befindlichen Gemeindewächter, der innerhalb einer Viertelstunde verstarb. Schließlich wurden alle drei Soldaten verhaftet und nach acht Tagen von einer Eskorte nach Ödenburg gebracht. Den Reiter, der geschossen hatte, verurteilte das Militärgericht zum Tode. Er wurde am 11. März 1687 erschossen.
Heute wird das Torstüberl wieder für die Aufbewahrung von Werkzeugen und Geräten verwendet. (OSR Franz Zarka, 2020)